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15.04.2021 Aus der Praxis, TransInno_LSA

Das INNOmobil eröffnet mit rollendem Transfer neue Wege

Nicht immer lassen sich an Transfer Interessierte zu den Hochschulen locken. Warum, dachte sich das Vorhaben TransInno_LSA, die Sache dann nicht mal andersrum angehen - und entwickelte das INNOmobil.

Das INNOmobil (Quelle: Hochschule Merseburg)
Das INNOmobil (Quelle: Hochschule Merseburg) | Das INNOmobil (Quelle: Hochschule Merseburg)

Herausforderung

Die Hochschule Merseburg möchte wissenschaftliches Engagement und Bürger-Partizipation über ihren Standort hinaus in die Gesellschaft hineintragen. Zeitliche, finanzielle und personelle Restriktionen führen jedoch oftmals dazu, dass nicht alle Interessenten die Transferaktivitäten am Hochschulstandort wahrnehmen und davon profitieren können.

Lösung

Die Hochschule Merseburg drehte die Gegebenheiten um. Nicht mehr die Interessenten kamen zur Hochschule – sondern die Hochschule zu den Interessenten. Zentrales Werkzeug dafür: Das INNOmobil.

Innenansicht des INNOmobil (Quelle: Hochschule Merseburg)

Umsetzung

Die Hochschule Merseburg (HOME) kann auf ein breites und sich stetig erweiterndes Repertoire an attraktiven Transferangeboten verweisen, die unterschiedlichen Zielgruppen Einblicke in die Tätigkeiten der Forschenden gewähren.

Um diese – losgelöst vom Standort Merseburg – in die Region zu tragen, startete im Jahr 2018 das Projekt INNOmobil als Teil des Verbundprojekts TransInno_LSA. Es umfasst die Konzeption, Beschaffung und Etablierung eines als „Forschungstransfermobil“ dienenden Fahrzeugs, das als „Plattform“ für die Öffentlichkeit fungiert und mit dem vorhandene sowie neu zu entwickelnde Bildungsangebote direkt bei den Zielgruppen vor Ort präsentiert werden können. Die Teilnehmenden sollen die Hochschule anhand von Inhalten und Veranstaltungen, die auf ihre Bedürfnisse und Vorerfahrungen zugeschnitten sind, aktiv und kritisch kennenlernen. Dies ermöglicht die erhöhte Sichtbarkeit der Hochschule als regionale Institution und stärkt ihre Verschränkung mit unterschiedlichsten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteuren. Die Herausforderung liegt darin, die verschiedenen Zielgruppen – vom Wirtschaftspartner bis hin zur Kindergartengruppe – mit spezifisch für sie aufbereiteten Inhalten zu erreichen.

Der Innovationsanspruch des Projekts ist es, dass die Angebote zu den Interessenten „transportiert“ und bedarfsgerecht aufgearbeitet werden. So fußt(e) der Konzeptionsprozess zur Planung eines geeigneten Fahrzeuggespanns und zur Erarbeitung neuer Angebote – ebenso wie zur Überführung bereits existierender Formate – auf Kreativitäts- und Innovationstechniken. Ein Methodenmix aus Design Thinking und Experteninterviews ermöglichte es, die Projektanforderungen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Im engen Austausch mit den transferorientierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Hochschule und potentiellen Zielgruppen des INNOmobils entstand eine außergewöhnliche Lösung, die das HOME-Leitbild der kleinen familiären Hochschule widerspiegelt und gleichzeitig den Vorgaben des Verkehrsrechts und des Arbeitsschutzes sowie des Budgetrahmens gerecht wird.

Modular ausgestattet mit digitalem Equipment, Labor- und Lehrmaterialien ist das Fahrzeuggespann, bestehend aus Zugmaschine und einem an einen Trailer erinnernden Anhänger in den Hochschulfarben blau und weiß, seit Sommer 2020 vielseitig einsetzbar und kann sich mit nur wenigen Handgriffen vom Arbeitsraum in eine Experimentierwerkstatt oder einen Messestand verwandeln lassen. Das INNOmobil hält in seinem ca. 12 qm großen Arbeitsraum jenseits des Klassenzimmers, Büros oder der eigenen Wohnung unterschiedlichste, lebensnahe und anwendungsorientierte Transferformate bereit. Auch der Außenbereich kann gestaltet und in die inhaltliche Arbeit mit einbezogen werden.

Um die hohe Qualität der verschiedenen Veranstaltungen sicherzustellen, begeben sich unsere beiden didaktisch beratenden Teammitglieder in einen engen Austausch mit hochschulexternen (Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, Wirtschaftsakteuren oder Kommunen) und -internen Kooperationspartnern und fungieren als Bindeglied. Sie arbeiten kontinuierlich an einem abwechslungsreichen, leicht buchbaren und auf die Gegebenheiten des mobilen Lernortes angepassten Repertoire anregender Formate, das Wissenschaft zum Anfassen und jenseits des „Elfenbeinturms“ verspricht. Darunter zählen neben der Aufarbeitung gesellschaftlich relevanter Themen auch simple naturwissenschaftliche Experimente, Upcycling- und DIY-Projekte oder die Konzeption eigener Computerspiele.

Fazit

Das INNOmobil steht für unkomplizierte, flexible und niedrigschwellige Angebote, um viele Menschen mit innovativen Transferformaten begeistern zu können. Mit viel Leidenschaft und unkonventionellen Ideen gelingt es dem Team, Wissenschaft erfahrbar in die Öffentlichkeit zu tragen. Dabei erweitert das Projekt die vorrangige Denkrichtung aus der Hochschule in die Gesellschaft mit Bildungskonzepten, die einen rekursiven Prozess anstoßen. Gesellschaftlich relevante Themen und Bedarfe wirken infolgedessen in die Forschung und Lehre der anwendungsorientierten Hochschule Merseburg hinein.